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Datum:20.03.2019 - Kategorie:Gesundheit
Lesedauer:ca. 9 Min.

Herzenssache: Warten auf ein Spenderherz

Die letzten Treppenstufen, die veränderten sein Leben. Die kam er einfach nicht mehr hoch. Die Stufen, die er Tausende Male hinaufgeeilt war, schnürten ihm nun Schritt für Schritt die Luft ab. Hubert Knicker war 37 Jahre alt, als sein Lebensmotor ins Stottern geriet – und sein Herz nicht mehr so schlagen wollte, wie es eigentlich sollte.

Nein, er habe nichts geahnt, erzählt der heute 61-Jährige. Wie sollte er auch? Die plötzliche Atemnot hielt er für die Ausläufer eines hartnäckigen Infekts, den er sich Wochen zuvor eingefangen hatte. „Meine Frau Karin und ich wollten am nächsten Tag in den Urlaub fahren. Also habe ich ihr den Vorfall im Treppenhaus lieber verschwiegen.“ Seine Frau aber ließ sich nach mehr als zehn Ehejahren nicht hinters Licht führen. Sie spürte: Da stimmt etwas nicht. Ihr Mann wirkte so müde, so schlapp. Dazu die ständige Atemnot. Sie schickte ihn zum Kardiologen. „Beim Belastungs-EKG auf dem Ergometer habe ich dann nur 20 Watt erreicht. Ich hatte Wasser in der Lunge und die Pumpleistung meines Herzens betrug nur noch 30 Prozent“, erinnert sich Hubert Knicker. Die Ärzte diagnostizierten eine schwere Herzmuskelentzündung. Von diesem Moment an war klar: Nur ein neues Herz kann sein Leben retten. Ein Spenderherz.


Jeder Spender rettet drei schwer kranke Menschen

Etwa 9.500 Menschen in Deutschland hoffen derzeit auf ein Spenderorgan. Bundesweit gab es im vergangenen Jahr 955 Organspenderinnen und Organspender – das ist etwa ein Fünftel mehr als 2017. Wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) mitteilt, schenkt jeder Spender durchschnittlich drei schwer kranken Menschen eine neue Lebenschance. Als Spender kommen nur Menschen infrage, bei denen der Ausfall der gesamten Hirnfunktionen (Hirntod) festgestellt wurde und die zu Lebzeiten einer möglichen Organspende zugestimmt haben. Ist im Todesfall der Wille der verstorbenen Person nicht bekannt, werden die Angehörigen nach einer Entscheidung im Sinne der oder des Verstorbenen gefragt.


Es folgten Jahre zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Mit Geschichten, die für zwei Leben reichen würden. Mal stolperte sein Herz, mal hämmerte es unaufhörlich gegen die Brust. 2003 fiel er vom Rasenmäher, kroch auf allen vieren aus dem Garten ins Haus. Die Ärzte verpflanzten ihm daraufhin einen Defibrillator, der ihm 2007 in einer Nacht sieben Stromstöße verpasste, weil die Pumpleistung seines Herzens bei nur noch 15 Prozent lag – Tendenz fallend. Auch seine Lebenslust näherte sich dem Nullpunkt. „Ich war zu nichts mehr in der Lage, ich wollte nicht mehr“, erzählt Hubert Knicker mit brüchiger Stimme. „Die Liebe meiner Familie hat mich ermutigt, weiterzumachen und nicht aufzugeben.“

Die Ärzte entschieden sich, ihm ein Kunstherz einzusetzen. In der Folge hing sein Leben an einer Handtasche, die er immer bei sich trug – und die eine Pumpe enthielt, um sein schwer erkranktes Herz zu unterstützen. 2009 aber versagte ihm aufgrund eines technischen Defekts auch das Kunstherz den Dienst. Nun war auch die letzte Notlösung gescheitert. Ab jetzt war sein Fall „hochdringlich“ und er rutschte auf der Warteliste für ein Spenderherz nach ganz oben, weil er sonst nur noch kurze Zeit überlebt hätte.

Der gebürtige Mindener kam ins Herzzentrum Bad Oeynhausen. Zusammen mit sieben weiteren Patienten wartete er. Auf den Arzt, der ins Stationszimmer kommt. Oder auf den Anruf mit der Nachricht: Es gibt ein Spenderherz. Stunden dauerten wie gefühlte Ewigkeiten. 78 Tage wartete er. 78 Tage, „in denen vier meiner Mitpatienten starben“, wie er erzählt. Ein Patient zum Beispiel verlor sein Leben, als das rettende Organ schon auf dem Weg zu ihm war. Hubert Knicker aber hatte Glück. Sein Spenderherz traf rechtzeitig ein. Neun Stunden dauerte die erfolgreiche Transplantation. „Es war unbeschreiblich schön, als ich wieder aufwachte, meine Frau ihre Hände auf meine Brust legte – und ich das Herz puckern fühlte.“

Aus Dankbarkeit wirbt er seither für Organspenden, setzt sich für die Aufklärung ein, hält kostenlose Vorträge in Schulen, Kirchen, Unternehmen und Kliniken. „Ich glaube, das bin ich meinem Retter ebenso schuldig wie den Ärzten und den Pflegern, die immer für mich da waren.“ Dabei gehe es ihm nicht darum, Menschen zu überreden. Es gehe ihm allein darum, Menschen aufzuklären, damit sie selbstbestimmt entscheiden können, ob sie Organe spenden wollen oder nicht. Zusammen mit seiner Frau Karin plädiert er für die Widerspruchslösung, über die derzeit öffentlich diskutiert wird. Sie würde bedeuten, dass jeder automatisch als Spender gilt, solange er zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widerspricht. „Das halte ich persönlich für eine gute Lösung. Die Zahl der Organspenden könnte sich erhöhen, aber gleichzeitig bliebe die Freiwilligkeit erhalten.“


Treffen Sie Ihre Entscheidung!

Ob Sie Organspender werden oder nicht, liegt allein in Ihren Händen. Wir möchten Ihnen ans Herz legen, sich mit dieser Frage zu beschäftigen und Ihre persönliche Entscheidung zu treffen – Sie nehmen Ihren Angehörigen damit möglicherweise eine schwierige Aufgabe ab. Organspendeausweise zum Heraustrennen finden Sie am Ende dieser Ausgabe, in die Umschlagseite integriert. Einfach ausfüllen und am besten ab damit ins Portemonnaie. Sie können Ihr Einverständnis auch auf bestimmte Organe oder Gewebe beschränken – oder auch dokumentieren, wenn Sie einer Spende widersprechen. Einen Organspendeausweis können Sie kostenlos und unverbindlich bei uns anfordern.

Sie haben Fragen zum Thema Organspende? Dann nutzen Sie das kostenfreie Infotelefon der Deutschen Stiftung Organtransplantation/BZgA von Montag bis Freitag, 9 bis 18 Uhr, unter 0800 9040400. Allgemeine Infos gibt es auf www.organspende-info.de.


Hubert Knicker weiß nicht, wer der Mann gewesen ist, der ihm sein neues Herz, sein neues Leben schenkte. Er muss aber oft an ihn denken. „Ich bin ihm unendlich dankbar. Er hat mir eine zweite Chance gegeben.“

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