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Datum:12.03.2024 - Kategorie:Gesundheit
Lesedauer:ca. 13 Min.

Schilddrüsenunterfunktion: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Müdigkeit, trockene Haut, Kälteempfindlichkeit: typische Alltagsbeschwerden, die wir wohl alle schon einmal erlebt haben. Problematisch wird es, wenn sich diese Symptome zu ständigen Wegbegleitern entwickeln, oder mit weiteren Beschwerden einhergehen wie depressiven Verstimmungen oder plötzlicher Gewichtszunahme. In solchen Fällen kann es sich um eine sogenannte Schilddrüsenunterfunktion handeln. Welche Ursachen hinter der Erkrankung stecken und wie sie sich erfolgreich behandeln lässt, lesen Sie in diesem Artikel.

Was sind die Ursachen einer Unterfunktion?

Medizinisch auch als Hypothyreose bezeichnet, produziert der Körper bei einer Unterfunktion zu wenig Schilddrüsenhormone. Die Folgen: Der Stoffwechsel läuft langsamer und die geistige Leistungsgeschwindigkeit nimmt ab. Frauen sind von dieser Erkrankung häufiger betroffen als Männer: In Deutschland leidet etwa jede Zehnte an einer Schilddrüsenunterfunktion. Doch wie kommt es zu dieser Erkrankung? Die Ursachen sind entweder angeboren – oder erworben. So wird die Schilddrüsenunterfunktion in eine primäre, sekundäre oder tertiäre Hypothyreose unterschieden.

Primäre Schilddrüsenunterfunktion:

Die primäre Schilddrüsenunterfunktion kann eine angeborene Hypothyreose sein. Denn: Eine Unterfunktion der Schilddrüse ist vererbbar, sie bildet sich in manchen Fällen bereits während einer Schwangerschaft im Mutterleib aus. Als Ursachen für eine Schädigung der Schilddrüse eines Kindes kommen starker Jodmangel, eine Radiojodtherapie oder eine Hypothyreose der Mutter infrage.

Von etwa 3.500 Neugeborenen leidet durchschnittlich eines an einer angeborenen Schilddrüsenunterfunktion. Bei der seltenen Athyreose fehlt Kindern die Schilddrüse sogar komplett. Ein weiterer Grund für eine angeborene Hypothyreose kann eine gestörte Produktion der Schilddrüsenhormone sein, die einem sprichwörtlich in die Wiege gelegt wurde, weil sie seit Geburt an besteht.

Auch die erworbene Hypothyreose zählt zu den primären Hypothyreosen. Die Ursachen deuten auf einen Verlust von ursprünglich funktionsfähigem Schilddrüsengewebe hin. Wie das passiert? Durch eine Hashimoto-Thyreoiditis beziehungsweise eine chronische Entzündung der Schilddrüse.

Vor allem Frauen ab dem 40. Lebensjahr sind von der Hashimoto-Thyreoiditis betroffen. Jodmangel, eine Therapie mit Jod oder auch eine Schilddrüsenoperation können ebenfalls zu einer erworbenen Schilddrüsenunterfunktion führen, indem die Hormonproduktion gestört wird. Auch die falsche Medikamentendosis bei der Behandlung bei einer verwandten Erkrankung, der Schilddrüsenüberfunktion, kann eine Rolle spielen. Ist nämlich die Medikamentengabe von Thyreostatika zu hoch, wächst die Gefahr einer Hypothyreose.

Sekundäre Schilddrüsenunterfunktion:

Eine sekundäre Hypothyreose tritt nur selten auf. Hierbei schüttet die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) zu wenig vom Hormon TSH (Thyroid Stimulating Hormon) aus, das die Schilddrüse zur Hormonproduktion anregt. Mögliche Ursachen für einen niedrigen TSH-Spiegel: Ein Schädel-Hirn-Trauma oder ein Tumor in der Hypophyse.

Tertiäre Schilddrüsenunterfunktion:

Hier produziert der Hypothalamus zu wenig vom Hormon TRH (Thyreotropin Releasing Hormon), das die Schilddrüsenhormonproduktion auf dem Weg über die Hypophyse steuert – eine tertiäre Erkrankung gehört jedoch zu den sehr seltenen Fällen.

Was sind die Symptome einer Unterfunktion?

Die Beschwerden kommen schleichend, ihr Verlauf ist langanhaltend. Die Symptome einer Hypothyreose sind häufig unspezifisch und vielfältig. Dazu gehören:

  • Kälteempfindlichkeit
  • Müdigkeit, erhöhtes Schlafbedürfnis, Antriebslosigkeit und Teilnahmslosigkeit
  • Verlangsamte Reflexe
  • Gedächtnisschwäche, depressive Verstimmungen
  • Gewichtszunahme und erhöhte Blutfettwerte (vor allem Cholesterin)
  • Muskelschwäche, Muskelsteifigkeit und Schmerzen
  • Kühle und blasse sowie trockene Haut
  • Myxödeme: Teigige Schwellung des Unterhautbindegewebes, vor allem an den Armen und Beinen und im Gesicht. Betroffene wirken „aufgeschwemmt"
  • Spröde, brüchige Haare und Nägel, vermehrter Haarausfall
  • Heisere, tiefe Stimme; langsame, verwaschene Sprache
  • Chronische Verstopfung
  • Eventuell ein Kropf (Struma)
  • Flüssigkeitsansammlung in den Augenlidern (Lid-Ödeme)

Darüber hinaus treten bei Frauen eventuell unregelmäßige Monatsblutungen auf, auch die Empfängnisfähigkeit bei Frauen und die Potenz bei Männern können gemindert sein. Neben diesen Symptomen fehlt möglicherweise das sexuelle Lustempfinden. Auswirkungen gibt es auch auf das Herz-Kreislauf-System: Bei einer schweren und bereits lang bestehenden sowie unbehandelten Schilddrüsenunterfunktion leiden Betroffene potenziell an einem verlangsamten Herzschlag, auch ein niedriger oder ein erhöhter diastolischer Blutdruck können auftreten. Auch die Herzkranzgefäße können verkalken.

Wo können Betroffene eine Schilddrüsenunterfunktion untersuchen lassen?

Bei körperlichen Beschwerden und zunächst unerklärlichen Symptomen ist für viele der behandelnde Hausarzt die erste Anlaufstelle – so auch bei der Schilddrüse, denn die unspezifischen Symptome können schnell mit anderen Krankheiten verwechselt werden. Eine latente Hypothyreose zum Beispiel, auch als „verborgene“ Unterfunktion bezeichnet, bemerken Betroffene häufig erst gar nicht.

Das liegt daran, dass bei einer latenten Schilddrüsenunterfunktion nur ein erhöhter TSH-Wert vorliegt, die Hormone T3 und T4 aber im normalen Bereich liegen. Hat der Arzt den Verdacht, dass es sich aufgrund der Symptome um eine Störung der Schilddrüse handelt, erfolgen zunächst bestimmte Basisuntersuchungen. Dazu zählt beispielsweise die Messung der Blutwerte und der Schilddrüsenhormone.


Schilddrüsenhormone auf einen Blick:

Die beiden wichtigsten Hormone, die die Schilddrüse produziert, sind:

  • T3 – Trijodthyronin
  • T4 – Thyroxin

Die Schilddrüse bildet zudem die Hormone:

  • Calcitonin
  • T1 – Monojodthyronin
  • T2 – Dijodthyronin

Für eine eindeutige Diagnose können Endokrinologen, Internisten oder Radiologen als Ansprechpartner dienen. Sie führen häufig Sonografien durch, die mithilfe eines Ultraschalls der Schilddrüse gemacht werden. Auch das Szintigramm kommt zum Einsatz, ein Verfahren der nuklearmedizinischen Funktions- und Lokalisationsdiagnostik, bei dem eine radioaktive Substanz dem Körper zugeführt wird und diese Hinweise auf eine Erkrankung geben kann, um eine passende Behandlung einzuleiten.

Wie lässt sich eine Unterfunktion behandeln?

Leidet ein Mensch unter einer Schilddrüsenunterfunktion, muss der Hormonmangel ausgeglichen werden. Dies funktioniert meistens mithilfe einer Behandlung in Form von Tabletten aus synthetisch hergestelltem Thyroxin (T4) – auch L-Thyroxin beziehungsweise Levothyroxin genannt. Ab wann diese Substitutionstherapie sowie die Einnahme beginnt, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, zum Beispiel vom Alter oder einer möglichen Schwangerschaft.

In der Regel beginnt eine Therapie mit einer geringen Menge L-Thyroxin, die dann bis zur angemessenen Dosis langsam erhöht wird. So stellt sich der Körper nach und nach auf die Hormongabe ein. Zwar müssen die Patienten die Hormontabletten fast immer ein Leben lang einnehmen, der Stoffwechselhaushalt aber normalisiert sich auf diesem Weg.

Warum treten Schilddrüsenunterfunktionen häufig in der Schwangerschaft auf?

Der Körper unterliegt während einer Schwangerschaft starken Veränderungen – das gilt auch für die Schilddrüse, die in dieser Zeit um etwa zehn Prozent wächst. Außerdem steigt die Produktion der Schilddrüsenhormone an. Der Grund dafür ist auf die erhöhte Menge an Östrogenen zurückzuführen, die bestimmte Wirkungen der Stoffwechselhormone blockieren. Darüber hinaus ist das Kind im Mutterleib bis zum fünften Schwangerschaftsmonat auf das Hormon T4 der Mutter angewiesen, da die Schilddrüse zuvor noch nicht voll entwickelt ist.

Leiden Frauen bereits vor der Schwangerschaft an einer Schilddrüsenunterfunktion, fehlen ihr die nötigen Reservekapazitäten. Daher ist es wichtig, die Dosis von Levothyroxin direkt zu erhöhen, sobald eine Schwangerschaft festgestellt wird. Schließlich erhöht eine Unterfunktion das Risiko für eine verspätete und beeinträchtigte Entwicklung des kindlichen Nervensystems und kann eine verzögerte geistig-intellektuelle Entwicklung verursachen.

Warum nehmen Menschen bei dieser Erkrankung zu?

Der Mangel an Schilddrüsenhormonen, der im Gegensatz zu einer Schilddrüsenüberfunktion bei einer Schilddrüsenunterfunktion auftritt, verlangsamt die Stoffwechselprozesse des Körpers. Aus diesem Grund löst die Erkrankung oft eine Gewichtszunahme aus – auch wenn die betroffenen Patienten wenig essen. Außerdem kommt es zu einer vermehrten Flüssigkeitseinlagerung, die ein weiterer Grund für den Anstieg des Körpergewichts ist.

Die Schilddrüsenunterfunktion ist – bis auf einige Ausnahmen (zum Beispiel bei einem Jodmangel oder bei Medikamenten als Auslöser) – nicht heilbar. Die Behandlung mit Medikamenten erfolgt also in der Regel ein Leben lang. Es gibt aber auch eine positive Nachricht: Die Erkrankung lässt sich gut therapieren – wer seine Tabletten regelmäßig einnimmt, kann meist ein ganz normales Leben führen.

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