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Datum:18.05.2018 - Kategorie:
Lesedauer:ca. 12 Min.

Der Schmerz des Anderen - Depressionen

Ansprechen? In Ruhe lassen? Ärztlichen Rat einholen? Angehörige und Freunde von Depressiven wissen oft nicht, was sie tun sollen. Wie wir unseren Lieben helfen können – und uns dabei nicht selbst vergessen.

Er schleicht sich fast unbemerkt ins Leben. Dann weicht er einem nicht mehr von der Seite – und frisst sich tief in die Seele: der „schwarze Hund“. Mit dieser Metapher bezeichnete der britische Premierminister Winston Churchill einst seine Depression. Mehr als jeder zweite Deutsche läuft dem „schwarzen Hund“ während seines Lebens über den Weg: 23 Prozent direkt, weil sie selber erkranken, 37 Prozent indirekt, weil sie einen depressiven Angehörigen haben. Das geht aus dem „Deutschland-Barometer Depression 2018“ hervor, einer repräsentativen Studie der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Deutsche Bahn Stiftung.

Die Umfrage zeigt vor allem, wie stark sich Depressionen auf Partnerschaften und familiäre Beziehungen auswirken. Demnach ziehen sich 84 Prozent der Betroffenen komplett zurück aus ihrem sozialen Umfeld. Sie geben an, keine Verbundenheit mehr zu ihren Mitmenschen zu fühlen, in ihrer eigenen Gedankenwelt zu leben. Eine schwere, belastende Situation – nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Angehörigen: Fast drei Viertel von ihnen plagen sich mit starken Schuldgefühlen herum. Die Ohnmacht, nicht helfen zu können, nicht stärker zu sein als die Dämonen der Depression, lässt sie verzweifeln – und macht sie im schlimmsten Fall selbst krank.

Anzeichen verstehen und erkennen

Das wird schon wieder! Lass dich nicht so hängen! Solche Sprüche mögen zwar gut gemeint sein, helfen depressiven Menschen aber nicht weiter. Im Gegenteil. Die Betroffenen missverstehen die Ratschläge oft als Vorwürfe. „Es ist selbst für enge Angehörige nicht immer leicht, eine Depression zu erkennen“, sagt Karl Heinz Möhrmann, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen (BApK). Warum ist der Betroffene so faul, so antriebslos und abweisend? Will er etwa nur verwöhnt oder bemitleidet werden? Häufig werden die Anzeichen erst richtig gedeutet, wenn sie schon mit einer starken Persönlichkeitsveränderung einhergehen. „Eine Depression zeigt viele Gesichter – und viele Anzeichen“, erklärt Karl Heinz Möhrmann. Oft gehen ihr ständige Müdigkeit, Lustlosigkeit sowie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen voraus.

„Als starkes Warnsignal gilt, wenn sich die Person komplett aus der Außenwelt zurückzieht, niemanden mehr sehen und nichts mehr unternehmen will. Sie also nicht mehr fähig ist, ihren sozialen Funktionen als Partner, Freund oder auch Arbeitnehmer nachzukommen.“ Die Erkrankten fühlen einen Schmerz, den sie nur schwer erklären können. Der Körper, die Gedanken, die Zukunft – alles erschöpft sie. Freudlosigkeit, Selbstzweifel und Antriebslosigkeit legen sich wie ein bleierner, düsterer Schleier über das ganze Leben – und zwar über mehrere Wochen und Monate: „Depressionen im medizinischen Sinne liegen vor, wenn es sich um einen dauerhaften und stabilen Zustand handelt, der sich klar von normalen Trauerreaktionen oder Befindlichkeitsstörungen abgrenzt.“ Diese Schwere der Krankheit anzuerkennen, sie ernst zu nehmen – für Depressive, aber auch Angehörige ist es der erste wichtige Schritt auf dem Weg zur Heilung.

Was Angehörige tun können

Was kann ich tun? Wie kann ich helfen? Es sind diese Fragen, die Verwandte, Partner und Freunde quälen, wenn der „schwarze Hund“ nicht mehr aufzuhalten ist und ihre Liebsten innerlich zerreißt. „Eine echte Depression lässt sich auf keinen Fall durch gutes Zureden beheben. Genauso wenig wie durch Versuche der Selbstbehandlung“, meint Karl Heinz Möhrmann. Wichtig ist es, die Nähe des Erkrankten zu suchen. Ihm zuzuhören. Nachzufragen. Ihm gleichzeitig aber nicht alles abzunehmen und das Gefühl zu geben, dass er seinen Alltag nicht alleine meistern kann. Gut gemeinte Ratschläge können den Betroffenen bedrängen, ihn sogar verärgern. „Fordern, aber nicht überfordern“, empfiehlt das BApK-Vorstandsmitglied. Schon geringe Aktivitäten stärken das Selbstbewusstsein. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe rät Angehörigen dazu, sich in Geduld zu üben und auf keinen Fall von dem Erkrankten abzuwenden – egal, wie abweisend er manchmal scheinen mag. Es handelt sich um ernste Erkrankungen der Seele, die auf jeden Fall professionelle Hilfe erfordern.

Fordern, aber nicht überfordern

„Den Betroffenen zu ermutigen, rechtzeitig fachmännische Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist das Beste, was Angehörige tun können – nicht zuletzt weil die Suizidrate unter Depressiven drastisch erhöht ist“, sagt Karl Heinz Möhrmann. Als erster Ansprechpartner kann der Hausarzt oder auch ein Facharzt für Psychiatrie fungieren. Anschließend besteht die Chance auf ambulante Gespräche, medikamentöse Unterstützung – über Tageskliniken bis zum stationären Aufenthalt. Betroffenen fällt es oft schwer, diese Schritte zu gehen. Umso wichtiger ist es, einen starken Partner oder Freund an der Seite zu wissen. „Mit dem richtigen Umfeld und professioneller Hilfe sind Depressionen zumeist gut behandelbar.“ Während der Therapie sollten Angehörige beobachten, ob der Erkrankte seinen Terminen nachkommt, ob er seine Medikamente einnimmt – aber nicht den Eindruck erwecken, ihn kontrollieren zu wollen. Es ist wichtig, ihm Kraft zu spenden, nachsichtig zu bleiben – und sich dabei nicht selbst in den Strudel hineinziehen zu lassen.

Achten Sie auf sich selbst

Das eigene Wohl nicht aus den Augen zu verlieren, sich täglich etwas Zeit für sich zu nehmen – das alles fällt nicht leicht, wenn die geliebte Person an einer Depression leidet. Zu oft wird vergessen, dass Partner, Eltern, Kinder nicht einfach nur bedingungslos helfen können, sondern selbst Hilfe benötigen. „Angehörige sind immer mitbetroffen“, sagt Karl Heinz Möhrmann. Langfristig erkranken viele von ihnen aufgrund des Dauerstresses selbst. „Nicht unbedingt psychisch, dafür aber an körperlichen Stressreaktionen wie Magengeschwüren und Schlafstörungen.“ Viele Angehörige verspüren Frust, Wut oder zeigen sich genervt. Obwohl ihnen klar ist, dass es sich bei abweisendem Verhalten um Symptome der Krankheit handelt und nicht um die Person selbst.

Aus diesem Grund ist es wichtig, bei aller Fürsorge das eigene Ich nicht zu vergessen. Etwas zu unternehmen, Kontakte zu pflegen und einen Ausgleich zu schaffen. „Machen Sie sich jeden Tag eine Freude. Setzen Sie sich positive Ziele“, rät der Experte. Sollte einem trotzdem alles über den Kopf wachsen, gilt für Angehörige das Gleiche wie für Erkrankte: Es ist kein Makel, sich Hilfe von Ärzten, Therapeuten oder Selbsthilfegruppen zu holen. Depressionen besitzen erfreulicherweise gute Heilungschancen. Vor allem, wenn ihr soziales Netz die Betroffenen auffängt. So erzählt jeder Dritte, die Krankheit habe die Beziehung zum Partner intensiviert – und beide stärker zusammenwachsen lassen.

Es ist nicht leicht, den schwarzen Hund zu bändigen.

Fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Depression. Er ist ein hartnäckiger Gegner. Freunde und Familie aber können einem helfen, ihn zu besiegen – und an die Leine zu legen.

Übersicht für Angehörige

  • Informieren Sie sich über die Krankheit, um sie zu erkennen und zu verstehen.
  • Ermutigen Sie den Erkrankten dazu, sich professionelle Hilfe zu suchen.
  • Motivieren Sie ihn, kleine Aufgaben des Alltags zu erledigen und sich abzulenken.
  • Nehmen Sie Ablehnung nicht persönlich. Es ist die Krankheit, nicht die Person.
  • Achten Sie auf sich selbst! Sie sind nicht verantwortlich für die Krankheit. Es ist wichtig, sich Zeit für sich selbst zu nehmen und auch mal abzuschalten.

Hilfe für Angehörige

Erste Hilfe in Krisensituationen finden Betroffene beim Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen (www.bapk.de). Über das SeeleFon können Sie sich vertraulich beraten lassen (Tel.: 0228 71002424 oder per E-Mail: seelefon@remove-this.psychiatrie.de).

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