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Datum:01.09.2021 - Kategorie:Familie
Lesedauer:ca. 16 Min.

Schönheitswahn durch Social Media: Tipps für Eltern

Zu schön, um wahr zu sein: Der Körperkult auf Instagram, YouTube und Co. kennt keine Grenzen. Tag für Tag eifern Kinder und Jugendliche unerreichbaren Idealen von Stars und Influencern nach. Das kann verunsichern und zu Minderwertigkeitskomplexen führen. Wie Eltern sich in dieser Zeit verhalten sollten, lesen Sie in diesem Artikel.

Lisa sitzt in der U-Bahn und macht ein Selfie. Verträumt schaut die 15-Jährige in die Smartphone-Kamera. Bis sie das Foto auf Instagram postet, dauert es aber noch. Sie findet ihre Augen zu klein und die Wangen zu tief. Außerdem findet sie ihre Nase nicht schön. Sie hätte gerne eine wie Kylie Jenner, ein US-Model und Teenie-Idol mit über 250 Millionen Instagram-Followern. Also bearbeitet Lisa das Selfie mit einem Filter und stellt es einige Minuten später online: mit großen Augen, glatten, hohen Wangenknochen und perfekter Kylie-Jenner-Nase. In kurzer Zeit bekommt sie hunderte Herzchen und positive Kommentare auf ihr bildschönes Selbstporträt, das sie so zeigt, wie sie gerne aussehen würde.

Reale Welt vs. virtuelle Welt

Kinder und Jugendliche leben in einer Welt der Bilder. Einige sehen ihr Gesicht häufiger im Handy-Display als im Spiegel. Dem Medienpädagogischen Forschungsverband Südwest zufolge besitzen 95 Prozent aller Jugendlichen ein Smartphone. Und auch die Nutzung sozialer Medien ist im Zuge der Corona-Pandemie in die Höhe geschnellt: Laut einer Studie des Jugend-Internet-Monitor (JIM) verbringen Kinder und Jugendliche zwischen elf und 17 Jahren im Schnitt täglich etwa dreieinhalb Stunden im Internet. Zwei von drei vertreiben sich die Zeit auf Instagram, der Plattform, die zu großen Teilen davon lebt, schöne Menschen in schönen Outfits zu zeigen und in eine makellose Welt einzutauchen.

Hinter dem perfekten Schein aber lauern Gefahren, spätestens, wenn junge Menschen die virtuelle Welt nicht mehr mit der realen abgleichen können und der Drang zur Selbstinszenierung wächst. Die Psychologie spricht hier vom Unterschied zwischen dem Real-Selbst und dem Ideal-Selbst. Ein Junge zum Beispiel ist dünn und hätte gerne Muskeln wie sein großes Vorbild, ein Fitness-Influencer. Also bearbeitet er das Selfie und macht den Bizeps dicker, als er wirklich ist. Er integriert Facetten des Ideal-Selbst ins Real-Selbst, damit er seinem Vorbild so nah wie möglich kommt. Er postet das Bild, es hagelt Herzchen und der Junge fühlt sich bestätigt. Die Wahrheit aber sieht anders aus als auf Instagram.

Wie Influencer das Selbstbild von Jugendlichen prägen

Die Stars und Sternchen auf Instagram, TikTok, YouTube und Co. konfrontieren die Nutzer mit unerreichbaren Schönheitsidealen – und viele Kinder und Jugendliche versuchen ihren Idolen nachzueifern, so zu sein und auszusehen wie sie. Das ist zunächst einmal nicht ungewöhnlich. Die Kindheits- und Jugendphase ist seit Menschengedenken mit Identitätsbildung und einem Hang zum Narzissmus verbunden, wie die beiden Medienpsychologinnen Constanze Schreiber und Silvana Wagner betonen.

Zum Problem aber wird es, wenn der Drang zur Selbstdarstellung überhandnimmt und die Suche nach Anerkennung und Zugehörigkeit den Alltag bestimmt. Kurzum: Wenn Mädchen und Jungen nicht mehr richtig unterscheiden können, was echt ist – und was nicht. 41 Prozent der 14- bis 17-Jährigen halten einer Studie zufolge Influencer für besonders glaubwürdig. Sie durchschauen nicht unbedingt, dass auch ihre scheinbar perfekten Vorbilder nicht immer strahlend schön, dünn, durchtrainiert und glücklich sind. Schließlich versuchen die meisten Influencer, sich optimal in Szene zu setzen und Geld zu verdienen. Sie kreieren ein Image, überschminken Schatten und glätten Falten, damit sie so schön und erfolgreich wie möglich rüberkommen.

Das können Sie für ein positives Körperbild und stabiles Selbstwertgefühl Ihres Kindes tun:

  • Vorbild sein:
    Nehmen Sie Ihren Körper selbst so an, wie er ist? Oder mäkeln Sie selbst ständig an Ihrem Gewicht oder der schiefen Nase herum? Es ist wichtig, Kindern ein positives Körperbild zu vermitteln – und dies auch selbst vorzuleben; fördern Sie die Talente und Begabungen Ihres Kindes und machen Sie klar, dass es nicht auf Äußerlichkeiten ankommt
  • Anerkennung schenken:
    Alle Kinder und Jugendlichen können etwas und haben tolle Eigenschaften; es ist wichtig, sie nicht nach Aussehen und Leistung zu beurteilen, sondern sie für ihre Persönlichkeit wertzuschätzen
  • Offen sprechen:
    Wenn Sie merken, Ihr Kind eifert bestimmten Schönheitsidealen nach, fragen Sie: Was gefällt dir an dem Influencer? Warum möchtest du so aussehen? Tun Sie die Ideale Ihres Kindes nicht ab, sondern nehmen Sie sie ernst; überlegen Sie gemeinsam, was man tun kann: mehr Sport, gesünder essen? Machen Sie sich aber Sorgen, Ihr Kind driftet in Depressionen oder eine Essstörung ab, sollten Sie unbedingt Beratung suchen

Körperkult führt zu Komplexen

Viele Kinder und Jugendliche ahmen also unrealistische Schönheits- und Körperideale nach, die sie oft nicht erfüllen können. Sie wollen auch im realen Leben so wahrgenommen werden wie in der virtuellen Welt. Die Folge ist enormer sozialer Druck. Kinder und Jugendliche, welche die Scheinwelt sozialer Medien nicht kritisch hinterfragen und über zu wenig Selbstbewusstsein verfügen, fühlen sich oft unsicher und leiden unter starken Komplexen. Haben Jugendliche das 14. Lebensjahr überschritten, gelten sie als besonders anfällig für Selbstzweifel, Minderwertigkeitskomplexe und Depressionen – und der übermäßige Gebrauch sozialer Medien kann diese Tendenzen deutlich verstärken.

In einer breit angelegten und langfristigen Untersuchung mit fast 20.000 Teilnehmern haben britische Wissenschaftler herausgefunden: Mädchen, die länger als fünf Stunden täglich auf Social Media unterwegs sind, litten zu 50 Prozent häufiger an Depressionen als Gleichaltrige. Bei den Jungen liegt der Wert bei 35 Prozent. Die Zahlen gingen zudem einher mit weniger Schlaf, Online-Mobbing, weniger Selbstwertgefühl – und gestörter Körperwahrnehmung.

So klappt der richtige Umgang mit Social Media

  • Reflektieren:
    Wie entstehen die Selfies von Stars und Influencern? Sehen die etwa immer so aus, wie sie sich in den sozialen Medien geben? Eltern können Kindern erklären, warum sich die Vorbilder auf eine bestimmte Art und Weise inszenieren
  • Interesse zeigen:
    Auch wenn man selbst zum Beispiel die inszenierte Instagram-Welt perfekt zu durchschauen meint, sollte man den erhobenen Zeigefinger in der Hosentasche lassen. Behalten Sie das Interesse, fragen Sie nach, warum die Kinder so begeistert sind
  • Regeln finden:
    Was darf gepostet werden, was nicht? Klar, ab einem gewissen Alter kann man Jugendlichen natürlich nicht vorschreiben, was sie posten. Je früher Sie aber klare Regeln für die Bildschirmzeit oder handyfreie Zonen festlegen, desto stärker achtet der Nachwuchs später vermutlich selbst auf sein Nutzungsverhalten
  • Hintergründe erklären:
    Ältere Kinder und Jugendliche sind in der Lage, die kommerziellen Absichten der Influencer zu verstehen; hinterfragen Sie zusammen die Inszenierungen oder mögliche Manipulationen
  • Selbstbewusstsein stärken:
    Zeigen Sie Interesse für die Neigungen und Fähigkeiten Ihrer Kinder; so kann sich eine selbstbewusste Identität bilden, ohne sich zu stark an fremden Vorbildern orientieren zu müssen
  • Auf altersgerechte Mediennutzung achten:
    Kinder müssen geschützt werden und alt sowie reif genug sein, um mit bestimmten Medien umzugehen. Instagram zum Beispiel ist in Deutschland erst ab 13 Jahren erlaubt. Informieren Sie sich also, wo und auf welchen Plattformen Ihr Kind unterwegs ist, welche Richtlinien es gibt und achten Sie auf eine altersgerechte Nutzung; Kinder zwischen zehn und 13 Jahren sollten z. B. nicht länger als neun bis zwölf Stunden pro Woche vorm TV, PC oder Smartphone verbringen

Die Eltern als gute Vorbilder

Wie aber lernen Kinder und Jugendliche, den Körperkult und Schönheitswahn auf Instagram und Co. richtig einzuschätzen? Wie lernen sie, selbstbewusst durchs Leben zu gehen und mit dem eigenen Ich zufrieden zu sein, auch wenn die Brüste oder Muskeln vermeintlich nicht so toll aussehen wie bei den Influencern? Eine bedeutende Rolle spielen in diesem Zusammenhang die Eltern. Nur, wer mit dem eigenen Körper zufrieden ist, lebt dem Nachwuchs eine positive Selbstwahrnehmung vor.

Es ist ganz einfach: Wenn Eltern ständig an der eigenen Figur herummäkeln und sich kein Eis oder Stück Schokolade gönnen, brauchen sie nicht versuchen, der Tochter oder dem Sohn eine Diät auszureden. Mütter und Väter sollten als gute Beispiele vorangehen. Zudem sollte ein sicherer und reflektierter Umgang mit sozialen Medien vermittelt werden. Es geht darum, die inszenierte Social-Media-Welt richtig einzuordnen und kritisch zu hinterfragen. Statt den ganzen Tag vorm Smartphone-Bildschirm zu verbringen, sollte man andere Freizeitaktivitäten fördern. Reale Treffen mit Freunden und Sportvereine lenken ab und schaffen einen Ausgleich zur virtuellen Welt, indem sie den Blick für die Wirklichkeit schärfen.

Stärken Sie die Fähigkeiten und Interessen der Kinder und Jugendlichen und geben Sie ihnen das Gefühl, wertgeschätzt zu werden. Auch Regeln, wer wann und wie lange online sein darf, können zu Beginn der Pubertät helfen, einen sorgsamen Umgang mit sozialen Medien zu verinnerlichen. Klar: Zum Erwachsenwerden gehören der Vergleich mit anderen und vielleicht auch die ein oder andere Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper dazu.

Professionelle Hilfe bei ernsthaften Erkrankungen

Wenn die Alarmzeichen aber lauter werden, es Hinweise auf eine ernsthafte psychische Erkrankung oder Mobbing gibt, weil sich Ihr Kind immer weiter zurückzieht ins Schneckenhaus, ist es wichtig, professionelle Hilfe aufzusuchen, zum Beispiel bei einem Kinder- und Jugendpsychotherapeuten.

Auch im Internet gibt es viele nützliche Seiten. Auf www.schau-hin.info finden Eltern viele Tipps, wie sie ihren Kindern einen sorgsamen Umgang mit sozialen Medien nahebringen. Auch www.klicksafe.de unterstützt Eltern, ihre Kinder Schritt für Schritt an Internet, PC-Spiele, Smartphone und Apps heranzuführen.

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