Menü ausblenden

Kontakt

 

Service-Telefon

0800 1060100

Mo-Fr: 7.00 - 20.00 Uhr
Sa: 9.00 - 14.00 Uhr
Rückruf-Service

E-Mail

Nutzen Sie unser Kontaktformular, um uns eine Nachricht zu senden: Kontaktformular

Geschäftsstellen

 

Für eine schnelle Bearbeitung Ihrer Anliegen nutzen Sie bitte unsere zentrale Postanschrift:

Heimat Krankenkasse
Herforder Straße 23
33602 Bielefeld

Übersicht Geschäftsstellen

Datum:19.03.2024 - Kategorie:Familie
Lesedauer:ca. 29 Min.

Toxoplasmose in der Schwangerschaft: So beugen Sie vor

Durchschnittlich jeder zweite Erwachsene ist in Deutschland mit Toxoplasmose infiziert. Eine Erstinfektion ist hauptsächlich in der Schwangerschaft gefährlich, weil sie auf das ungeborene Kind übergehen und dieses stark schädigen kann. Wie Sie eine Infektion mit Toxoplasmose vermeiden, lesen Sie im Artikel.

Was ist eine Toxoplasmose-Infektion?

Die Toxoplasmose ist eineInfektionskrankheit, die über Katzenkot, ungewaschenes Gemüse oder Salat aus dem Garten, Gartenerde sowie über rohes Fleisch auf den Menschen übertragen werden kann. Ein gutes Immunsystem kapselt die Erreger sofort ab, sodass sie sich nicht vermehren können und keinen Schaden anrichten. Problematisch ist eine Erstinfektion in der Schwangerschaft. Denn die Infektion kann über die Plazenta auf das ungeborene Kind übergehen.

Toxoplasmose wird durch den Parasiten Toxoplasma gondii verursacht. Der Parasit benötigt für seine normale Entwicklung Mäuse und Katzen. Die Erreger vermehren sich in der Maus und schädigen ihr Gehirn und Auge. Eine infizierte Maus sieht eine Katze nicht gut, weil sie durch die Toxoplasmose verursachte Sehschäden hat. Daneben sind die Gehirnregionen, die besonders betroffen sind, die, wo die Angst auftritt. D. h. falls die Maus die Katze doch sieht, hat sie keine Angst vor ihr und ist ein leichtes Fressen.

Nachdem die Katze die Maus gefressen hat, vermehren sich die Erreger im Darm der Katze und werden von ihr im Kot ausgeschieden. Draußen machen Katzen gerne in Blumenbeete oder auf sandigen, besonnten Flächen, wo sie ihre Hinterlassenschaften verscharren können. Die Dauerform der Toxoplasmen bleibt über Jahre im Boden, bis sie entweder von der Maus, die die Mohrrübe anknabbert, gefressen werden, oder aber vom Menschen, der die Mohrrübe oder Erdbeere isst. Der Mensch ist ein Fehlwirt. Die Erreger wachsen zwar im Menschen und schädigen bei Immunschwäche das Auge und Gehirn ähnlich wie bei der Maus. Aber die Erreger werden vom Menschen nicht weiter verbreitet.

Der Parasit kann auch Vögel, Nutztiere wie Schweine, Kühe, Schafe und Wildtiere als Zwischenwirte befallen. Wird das Fleisch von einem befallenen Zwischenwirt roh verzehrt, können die Erreger übertragen werden. Die Inkubationszeit nach einer Übertragung beträgt zwei bis drei Wochen.

Infiziert sich ein Mensch mit Toxoplasmose, bildet das Immunsystem Antikörper und baut so eine Immunität auf, die ihn vor einer Neuinfektion schützt. Das Immunsystem hält gleichzeitig die Erreger, die sich in Auge, Gehirn und Muskelfleisch eingenistet haben, in Schach. Die Antikörper vom Typ Immunglobulin-G (IgG) bilden das immunologische Gedächtnis im menschlichen Körper. Eine Neuinfektion passiert dann nicht mehr, weil die Erreger, sobald sie im Blut auftauchen, vom Immunsystem erkannt und zerstört werden.

Wie wird Toxoplasmose in der Schwangerschaft übertragen?

Die Schwangere kann sich über die Nahrung anstecken. Häufig wird lediglich vor dem Verzehr rohen Fleisches in der Schwangerschaft gewarnt. „Das rohe Fleisch ist jedoch nicht der häufigste Übertragungsweg“, sagt Dr. Jan-Peter Siedentopf, Oberarzt und Leiter der Ambulanz für Suchterkrankungen und Infektionen in der Schwangerschaft an der Berliner Charité. Pro Jahr melden sich etwa sechzig Verdachtsfälle in seiner Sprechstunde, wo die Frauen kommen, mit dem Verdacht auf Toxoplasmose.

„Wenn ich mir die Geschichten und Zeitpunkte der Übertragung anschaue, haben wir viele Übertragungen in den Sommermonaten“, sagt Dr. Siedentopf. Tatsächlich gibt es neben rohem Fleisch eine zweite Infektionsquelle, das sind mit Erde in Kontakt gekommene Lebensmittel. Die frischen Erdbeeren im Sommer vom Feld, die man pflückt und sofort in den Mund steckt. Sie sind, weil sie ungewaschen verzehrt werden, ein Risikofaktor. Dazu zählt auch unzureichend gewaschener Salat oder Spinat aus dem Garten. Alles, was man nicht kocht, sondern roh verzehrt. 

Die Erreger haben eine Dauerform, ähnlich wie Eier, die im Boden über Jahre überleben können. Wenn dann ein Mensch diese Erdbeere mit anhaftender Erde und diesen Eiern verzehrt, können sie sich im Menschen entwickeln und den Weg durch die Plazenta zum Kind nehmen, wenn es sich um eine schwangere Frau handelt. Ansonsten nisten sich die Erreger beim Menschen im Gehirn ein und bleiben da für den Rest des Lebens. „Die Übertragungen im Sommer schulde ich eher den Erdbeeren und dem Gemüse aus dem eigenen Garten an“, sagt Dr. Siedentopf. Diese Infektionsquelle sei viel häufiger als das rohe Fleisch. Trotzdem sollten Schwangere auch weiterhin auf den Verzehr von rohem Fleisch verzichten.

Eine dritte Infektionsquelle ist der Katzenkot. Säubert man das Katzenklo einer mit Toxoplasmose befallenen Katze, kann man sich bei Hautkontakt mit dem Katzenkot oder auch über aufgewirbelten Staub aus der Katzenstreu anstecken. Hunde spielen bei der Übertragung keine Rolle. Der Erreger kann sie theoretisch zwar als Fehlwirt befallen, sie übertragen den Parasiten jedoch nicht auf den Menschen.

Solange das Immunsystem in Ordnung ist, scheinen die Erreger bei Nicht-Schwangeren keinen Schaden anzurichten. Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem dagegen können Augenerkrankungen und Gehirnschäden auftreten. „In den Anfängen der HIV-Infektionen war Toxoplasmose eine gefürchtete Erkrankung, weil sich die Erreger aufgrund des geschwächten Immunsystems im Körper HIV-Infizierter ausbreiten konnten und teilweise Augenschäden sowie Hirnschäden schwerster Art hervorgerufen haben“, berichtet Dr. Siedentopf.

Wann ist Toxoplasmose in der Schwangerschaft am gefährlichsten?

Eine Infektion früh in der Schwangerschaft, im ausgehenden ersten Drittel der Schwangerschaft, ist für das ungeborene Kind am gefährlichsten. Weil sich das kindliche Gehirn da erst entwickelt und das Immunsystem des Kindes noch nicht ausgereift ist. Deshalb hat der Erreger noch leichtes Spiel. Der Körper der Mutter benötigt nach der Infektion einige Zeit, bis er Antikörper bildet, die das Kind schützen. Deshalb können die Erreger durch die Plazenta eindringen, das Kind infizieren und sich in dessen Auge und Gehirn vermehren und dort schädigen.

Laut dem Robert Koch-Institut liegt das Übertragungsrisiko im ersten Trimester bei etwa 15 Prozent. Je früher in der Schwangerschaft die Infektion stattfindet, desto höher ist das Risiko für Schäden des Kindes. Ganz früh in der Schwangerschaft kann eine Toxoplasmose-Infektion auch eine Fehlgeburt auslösen. Die Gründe für eine Fehlgeburt werden jedoch nicht erfasst. Viel häufiger sind genetische Unstimmigkeiten. Mit den Schwangerschaftswochen nimmt die Wahrscheinlichkeit der Übertragung zu, sie ist jedoch nicht mehr so gefährlich für das Kind. Im letzten Schwangerschaftsdrittel liegt die Übertragungsrate bei 60 Prozent.

„Da wir selten wissen, ob sich die Frau tatsächlich erst in der Schwangerschaft angesteckt hat, ist die Datenlage zur Berechnung der Erkrankungswahrscheinlichkeit des Kindes unsicher. Wir behandeln wahrscheinlich einige Frauen pro Jahr, die eine alte Infektion haben“, sagt Dr. Siedentopf. 

Bei einer Infektion im ersten oder zweiten Trimester können beim Kind Augenerkrankungen auftreten und Verkalkungen im Gehirn. Das ist das Gleiche, was auch beim Erwachsenen passiert. Beim Erwachsenen sind diese Herde nur so winzig klein, weil sie das Immunsystem sofort eindämmt, dass man sie auf dem Ultraschall oder dem CT oft nicht erkennt. Beim Kind sind die Herde größer und es sind mehr. Wenn sie an ungünstigen Stellen sitzen, kann das zu einem Hydrocephalus führen, einem Wasserkopf. D. h. es sammelt sich Wasser an Stellen im Gehirn, wo es nicht hingehört. Das sind schwerwiegende Folgen einer Toxoplasmose-Infektion, wenn sie vorher nicht entdeckt wurde. Sehr selten fällt eine Infektion erst bei der Feindiagnostik im Ultraschall auf. Das sei in der Charité jedoch in zwanzig Jahren nur dreimal vorgekommen, sagt Dr. Siedentopf.

Eine Infektion mit Toxoplasmose in der Spätschwangerschaft ist weitgehend unbedenklich. „Ich würde sie trotzdem nicht riskieren und deshalb auch gegen Ende der Schwangerschaft noch die Erdbeeren waschen“, sagt Dr. Siedentopf. Aber das Immunsystem des Kindes ist dann schon selbst in der Lage, den Erreger einzudämmen. Das ist etwa ab der 30. Schwangerschaftswoche der Fall. Die Schädigungen treten vorwiegend in der frühen Schwangerschaft auf. Eine Erstansteckung in der späten Schwangerschaft verursacht keine Schäden mehr. Eine durch Toxoplasmose ausgelöste Frühgeburt ist theoretisch möglich, bei Dr. Siedentopf ist das jedoch in 20 Jahren nicht vorgekommen.

Die Kinder und Mütter sind dann Toxoplasmose positiv und sollten auf ihr Immunsystem achten, weil die Erreger lebenslange Begleiter sind. Auch mit Medikamenten kann man die Erreger lediglich eindämmen, aber nicht weg behandeln. Sie bleiben in einem Dämmerzustand und können sich bei auftretender Immunschwäche im Menschen vermehren und zu Schäden in Gehirn und Auge führen. Bei einem gesunden Immunsystem kommen die Toxoplasmose-Erreger zwar auch im Auge und Gehirn an, werden dort aber sehr schnell abgekapselt und können keine nennenswerten Schäden anrichten.

Was sind Symptome einer Toxoplasmose-Infektion in der Schwangerschaft?

Die Toxoplasmose-Infektion ruft wenig Symptome hervor. Die Schwangeren berichten manchmal von unspezifischen Infektzeichen wie Abgeschlagenheit, Fieber, Halsschmerzen, geschwollenen Lymphknoten vor allem am Hals und dadurch bedingte Schluckbeschwerden. Der größte Teil der Schwangeren bemerkt die Infektion nicht und sie fällt erst durch den Toxoplasmose-Test auf.

Gelegentlich betreut Dr. Siedentopf Schwangere, die selbst im Mutterleib mit Toxoplasmose angesteckt wurden. Eine solche Patientin wurde augenärztlich betreut und war mittlerweile erwachsen. Als sie schwanger war, wurden die Symptome schlimmer. Da Schwangere ein verändertes Immunsystem haben, konnte sich der Erreger ausbreiten und ihre Sehstörungen verschlechterten sich. Dr. Siedentopf und sein Team behandelten sie genauso, als hätte sie sich frisch infiziert. Sehstörungen sind eine mögliche Spätfolge bei betroffenen Frauen. In dem Moment, wenn das Immunsystem schlechter wird, kann Toxoplasmose gefährlich werden. Das trifft bei HIV-Positiven und Aids-Patienten zu. Auch Transplantationsempfänger sind für Spätfolgen gefährdet, weil ihr Immunsystem unterdrückt wird. Deshalb wird vor der Transplantation getestet, ob eine Toxoplasmose-Infektion vorliegt.

Wie oft wird ein Toxoplasmose-Test in der Schwangerschaft durchgeführt?

Der Toxoplasmose-Test ist eine Blutuntersuchung auf Antikörper und wird Schwangeren im Rahmen der individuellen Gesundheitsleistungen angeboten. Die Kosten muss die Schwangere selbst tragen. „Je früher der Test gemacht wird, desto besser“, sagt Dr. Siedentopf. „Wenn ich in die Schwangerschaft hineingehe und weiß, ich bin negativ, muss ich aufpassen.“ Die Schwangere könne sich dann frühzeitig entsprechend verhalten. „Ich plädiere dafür, dass Frauen, die schwanger werden wollen, schon wissen, wie ihr Toxoplasmose-Status ist.“

Wenn eine Frau die Pille absetzt oder eine künstliche Befruchtung plant, gibt es ein paar Krankheiten, bei denen es sinnvoll ist, schon vor der Schwangerschaft zu testen. Das sind neben der Toxoplasmose das Zytomegalie-Virus und die Ringelröteln (Parvovirus B19). Dann könne die Frau in der Schwangerschaft etwas vorsichtiger sein und damit viel bewirken. „Je früher man damit anfängt, desto besser.“

Wer Toxoplasmose-positiv in die Schwangerschaft geht, kann keine Neuinfektion mit Toxoplasmose bekommen. Damit tendiert das Risiko, dass dem Kind etwas passiert, gegen null – wenn das Immunsystem der Mutter in Ordnung ist. Dr. Siedentopf empfiehlt auch Toxoplasmose-Positiven, genauso auf Hygiene zu achten und die Erdbeeren und den Salat zu waschen. Es gebe auch andere Krankheiten, die man vermeiden möchte, wie den Fuchsbandwurm oder Hepatitis E. „Aber die Schwangere braucht keine Angst zu haben vor dem Übertritt des Toxoplasmose-Erregers von der Mutter auf das Kind.“

Wiederholen muss man den Toxoplasmose-Test nur, wenn er negativ ist. Toxoplasmose wird typischerweise dreimal in der Schwangerschaft getestet. Ursprünglich einmal pro Schwangerschaftsdrittel. Um die 10., 11. Woche wird häufig das erste Mal getestet. „Da man inzwischen weiß, dass es wichtiger ist, am Anfang der Schwangerschaft Bescheid zu wissen, würde ich den zweiten Test etwas vorziehen und den dritten entweder auch vorziehen oder ganz ans Ende der Schwangerschaft stellen“, empfiehlt Dr. Siedentopf. Dann hat man die Zusammenfassung der Schwangerschaft, ob die Frau sich noch angesteckt hat. Gegen Ende der Schwangerschaft muss man nicht mehr behandeln, weil das Immunsystem des Kindes dann stark genug ist. Liegt der 3. Test in Woche 24 und ist positiv, sollte die Frau auch noch behandelt werden.

Was kostet ein Toxoplasmose-Test in der Schwangerschaft?

Der Toxoplasmose-Test kostet in Abhängigkeit von den jeweiligen Laborkosten laut Igel-Monitor zwischen 16,90 Euro und 20,40 Euro (Stand 2024). Versicherte der Heimat Krankenkasse können sich den Toxoplasmose-Test im Rahmen des Gesundheitskontos oder des Schwangerschaftsvorsorgeprogrammes "Hallo Baby" erstatten lassen.

Wird der Toxoplasmose-Test in den Mutterpass eingetragen?

In den Mutterpass wird idealerweise das Testergebnis eingetragen, bei einem positiven Ergebnis ist dann klar, dass man den Test nicht wiederholen muss. Bei einem negativen Ergebnis und späteren Auffälligkeiten im Ultraschall könne der Arzt direkt daran denken, dass die Frau ein Risiko trage und den Toxoplasmose-Status eventuell noch einmal kontrollieren.

Wie wird Toxoplasmose in der Schwangerschaft behandelt?

Bei einer frischen Infektion mit Toxoplasmose wird die Schwangere in zwei Stufen behandelt. In einem ersten Schritt bekommt sie Antibiotika, die gegen die Toxoplasmose-Erreger wirken. Das erste Mittel, Spiramycin, kann man auch in der Frühschwangerschaft geben, es geht aber nicht gut durch den Mutterkuchen durch. Hat die Frau sich frisch angesteckt, wird sie damit behandelt, obwohl sie selbst die Behandlung eigentlich nicht bräuchte. Weil die Antibiotika die Erregerzahl jedoch reduzieren, sinkt die Übertragungsrate auf das Kind.

Der zweite Teil der Therapie, den man auch noch machen sollte, ist eine Kombinationsbehandlung von drei Medikamenten: Pyrimethamin, Sulfadiazin und Folionsäure. Davon richten sich zwei gegen die Toxoplasmose-Erreger, und zwar hauptsächlich über den Folsäure-Weg. Folsäure ist besonders in der Frühschwangerschaft wichtig, weshalb man mit dieser Therapie erst nach dem ersten Schwangerschaftsdrittel startet. Das dritte Medikament ist eine besondere Form der Folsäure. Die wird in der menschlichen Zelle umgewandelt in Folsäure. Toxoplasmose-Erreger können das jedoch nicht. Damit hungert man diese quasi aus, ohne den eigenen Körper oder den des Kindes zu schädigen. Im Beipackzettel steht, dass man die Medikamente nicht in der Schwangerschaft nehmen soll. Aber in der richtigen Anwendung mit der Folinsäure ist die Einnahme nach dem ersten Schwangerschaftsdrittel unbedenklich.

Ab der 20. Schwangerschaftswoche kann eine Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) klären, ob die Erreger das Kind erreicht haben. Wenn das Ergebnis der Fruchtwasserpunktion negativ ausfällt, könne man entscheiden, sich eventuell die ganze Therapie zu sparen. Die Amniozentese birgt jedoch eine relativ hohe Unsicherheit, dass sie falsch-negativ sein kann. Das heißt, das Kind ist infiziert, aber ich finde die Erreger nicht. „Die andere Frage ist: Wie gehe ich mit einem Kind um, das im Ultraschall unauffällig ist, von dem ich dann aber weiß, es hat Toxoplasmose?“, gibt Dr. Siedentopf zu bedenken.

Toxoplasmose ist zum Glück eine sehr seltene Problematik in der Schwangerschaft.

Die Therapie-Empfehlungen lauten, dass, wenn die Infektion nachgewiesen ist, bis zum Ende der Schwangerschaft behandelt werden sollte. Dann bekommt die Schwangere bis zur Geburt die Medikamente. Aufgrund der gewissen Unsicherheit des Testes und der Tatsache, dass das Immunsystem des Kindes in der Mitte der Schwangerschaft schon aktiv ist, müsse die Frau sich jedoch überlegen, ob sie eine Fruchtwasserpunktion mit einer mäßigen Aussagekraft über sich ergehen lassen möchte. Wenn sie sich aus Sicherheitsbedenken ohnehin für eine Therapie bis zum Ende der Schwangerschaft entscheidet, könne sie sich den Test sparen. Ist das Kind unauffällig, kann die Mutter auch entscheiden, den Test nicht zu benötigen. Das müsse man im Einzelfall sehr genau überlegen. Auch, wenn die Mutter die Medikamente nicht gut verträgt.

Toxoplasmose sei zum Glück eine sehr seltene Problematik in der Schwangerschaft. „Aber der Schwangeren geht es natürlich immer um ihr Kind.“ In Deutschland melden Ärzte pro Jahr 30 Toxoplasmosefälle in der Schwangerschaft. Das Robert Koch-Institut schätzt, dass es tatsächlich 300 bis 500 Fälle pro Jahr sind. Davon sind viele als minderschwere Fälle zu bewerten, da sie nicht im Ultraschall auffallen.

Nach der Geburt ist eine Toxoplasmose-Infektion der Mutter unbedenklich für das Baby. Mensch-zu-Mensch-Übertragungen sind außerhalb der Schwangerschaft nicht bekannt. Beim Stillen müssen Toxoplasmose-positive Mütter daher nichts beachten.

Wie kann ich Toxoplasmose in der Schwangerschaft vorbeugen?

Gegen Toxoplasmose gibt es keine Impfung. Dr. Siedentopf rät allen Schwangeren, besonders auf Hygiene zu achten. D. h. sich regelmäßig die Hände zu waschen. Die Erdbeeren vom Feld und das Gemüse sowie den Salat aus dem Garten erst gründlich zu waschen, bevor man sie isst. Da die Erreger in der Gartenerde oder dem Sand des Sandkastens monatelang überlebens- und ansteckungsfähig sind, sollten Schwangere nach der Gartenarbeit oder dem Spielen im Sandkasten die Hände gründlich waschen oder Handschuhe tragen.

Tipps für Katzenhalterinnen

Katzenhalterinnen empfiehlt Dr. Siedentopf, beim Säubern des Katzenklos Einmalhandschuhe zu tragen und hinterher die Hände zu waschen. Beim Entleeren des ganzen Katzenklos in einen Mülleimer empfiehlt der Arzt aufgrund der Staubentwicklung, eine FFP2-Maske zu tragen. Auch die Erreger können als Staub aufgewirbelt werden.

Insgesamt empfiehlt Dr. Siedentopf einen hygienischen Umgang mit Katzen. Katzen lecken sich viel das Fell und können auch über ihren Speichel die Erreger im Fell verteilen. Nach dem Streicheln daher Hände waschen. Katzen ohne Freigang und damit ohne Kontakt zu Mäusen haben ein geringes Risiko, Toxoplasmose zu übertragen. Es sei denn, sie werden mit rohem Fleisch gefüttert. Einige von Dr. Siedentopfs Patientinnen haben auf die kranke Katze des Nachbarn aufgepasst und sich dabei angesteckt. „Ich würde mir überlegen, ob ich ausgerechnet in der Frühschwangerschaft auf Nachbars Katze aufpassen muss“, sagt Dr. Siedentopf. Das sei keine so gute Idee.

Eine andere Patientin hat Wildbratwürste selbst gemacht und sich beim Abschmecken der rohen Bratwürste angesteckt. In Brandenburg haben 80 Prozent der Wildschweine Toxoplasmose. „Rohes oder unzureichend verarbeitetes Wildfleisch sollten Schwangere wirklich meiden.

Schwangere, die im Restaurant Salat gegessen haben und sich hinterher Sorgen machen, ob der ausreichend gereinigt wurde, kann Dr. Siedentopf beruhigen: „Eine gute Restaurantküche hat getrennte Arbeitsbereiche mit strukturierten Arbeitsprozessen und ist hygienischer als wir, wenn wir zu Hause kochen.“

Anne Neul

Von Anne Neul

Anne Neul ist Life Coach, Netzwerkerin und freie Gesundheitsjournalistin. Sie ist Mutter eines Sohnes und einer Tochter. Ihre Themen-Schwerpunkte sind Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit, Gesundheit und Familie.

Artikel teilen

Weitere Angebote

Oft gesucht

Seiten

Häufige Fragen

Leistungen

Downloads

Alle Ergebnisse anzeigen
Toxoplasmose-Test

Lassen Sie feststellen, ob Sie durch Antikörper geschützt sind.

Mehr erfahren