Osteopathie: Eine sanfte Alternative
Ob Rückenschmerzen, Migräne oder Entwicklungsverzögerungen bei Kindern – eine osteopathische Behandlung kann viele Beschwerden lindern und eine gute Alternative oder Ergänzung zur klassischen Schulmedizin sein. Unsere Autorin Christina B. hat es ausprobiert.
Seit etwa zwei Jahren plagen mich Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich. Mal etwas mehr, mal etwas weniger heftig. Ein Termin beim Orthopäden und ein paar Stunden Krankengymnastik haben mir kurzfristig sehr geholfen, aber leider nicht dauerhaft. Neulich hat mir eine Kollegin von einer guten Osteopathin erzählt und ich habe beschlossen, es auszuprobieren.
Osteopathen betrachten den Körper als Ganzes
Jetzt sitze ich vor Valentina Lier in der Osteopathiepraxis Lübke in Dortmund und staune nicht schlecht, dass wir uns erst mal eine ganze Weile unterhalten. Sie möchte viel wissen, über meine Vorerkrankungen, meinen Beruf, meine Essgewohnheiten, ob ich Sport treibe, welche Medikamente ich nehme. »Wir Osteopathen betrachten den Körper als Ganzes und versuchen rauszufinden, wo sich die Beschwerden verursachende Struktur befindet«, erklärt sie. »Dafür müssen wir den Patienten erst einmal kennenlernen.«
Die funktionellen Einschränkungen können sich in Organen, Knochen, Muskeln, Faszien, Nerven oder Blut- und Lymphgefäßen befinden. Ist die Beweglichkeit in einem dieser Systeme gestört, können auf lange Sicht Schäden entstehen und körperliche Beschwerden auftreten. Diese Beschwerden müssen sich nicht unbedingt dort bemerkbar machen, wo sie entstanden sind. Ein Beckenschiefstand kann sich zum Beispiel auch in Form von Kopfschmerzen äußern.
Heilende Hände
Nach 20 Minuten Gespräch befinde ich mich auf der Behandlungsliege. Valentina Lier ertastet meinen Körper, mal ganz sanft, mal mit etwas mehr Druck. Zusätzlich löst sie die Blockaden an meinem Rücken. Sie entdeckt auch Verklebungen im Darm, die ursächlich für einige andere Beschwerden sein könnten. Nach 45 Minuten Behandlung vereinbaren wir zwei weitere Termine. Am nächsten Tag spüre ich leichten Muskelkater. Ich bin gespannt auf den nächsten Termin.
Fundierte Ausbildung
Osteopathen betreiben keinen »Hokuspokus« sondern durchlaufen eine lange und intensive Ausbildung. Valentina Lier ist ursprünglich gelernte Physiotherapeutin. Nach sechs Jahren Osteopathie-Studium und der HeilpraktikerPrüfung durfte sie endlich praktizieren. Im Gegensatz zur Schulmedizin verzichten Osteopathen auf medizinische Geräte und Medikamente. Sie benutzen ihre Hände, um Problemstellen zu ertasten und versuchen, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren.
Fingerspitzengefühl
»Allein für Beschwerden am Fuß bietet die Osteopathie 125 mögliche Tests und Techniken an«, erklärt Lier. Natürlich verfügen Osteopathen über ein medizinisches Basiswissen. »Zur Sicherheit schicke ich einen Patienten aber auch zum Arzt, zum Beispiel um einen Ultraschall machen zu lassen.« Neben Gelenkproblemen und Rückenschmerzen lassen sich auch Verdauungsstörungen oder Migräne behandeln. Für Frauen bieten viele Osteopathen auch Hilfe bei Menstruationsbeschwerden, der Geburtsvorbereitung und Nachsorge an. Auch Kindern mit Entwicklungsstörungen oder Hyperaktivität kann geholfen werden.